You'll never walk alone!

Dabs, du mußt auch die Bildüberschrift lesen ...

und schluß ist:

Zitat

Danke Deutschland - Jubeln bis zum Blödwerden

Wer hätte das gedacht, das wir ins Halbfinale kommen? Eigentlich kein
Fußballexperte, denn nach der glücklichen Auslosung der Gruppen war klar,
dass wir spätestens im Viertelfinale ausscheiden werden. Wir würden an einem
„großen Gegner“ scheitern. Jeder Fußballfan weiß, dass der Fußballgott,das
Elfmeterschießen nicht beeinflussen kann und so haben wir uns über
Argentinien in die nächsten 120 Minuten gegen Italien gerettet. Ob es jetzt
an den amerikanischen Wundertrainern oder Gummibänder lag, dass unser
Mannschaft unglaublich platt wirkte oder an der komischen Klinsmann Taktik,
die einen Ballack viel zu defensiv auflaufen lief oder an unseren
Fußballgott Klose, der einfach keine Bude gemacht hat, sei dahin gestellt.
Das „Wir-können-nicht-Meckern-Ziel“ haben wir erreicht. Klinsi soll
Bundestrainer bleiben und es geht auch ohne irgendwelche Hockeytrainer. Die
Bäckerei im Schwabenland backt weiterhin kleine Brötchen und bleibt unter
Polizeischutz und Merkel läuft bald im Schalke-Dortmund-Bayern-HSV-Trikot rum. Hurra Deutschland!

Fußballerisch haben wir keine Glanzleistungen gesehen und wir Fußballfans
machen drei Kreuze, wenn wir weiterhin so spielen wie der SV Werder Bremen oder Deutschland im ersten Spiel: Vier Buden machen und zwei dämliche Dinger
kassieren. Das ist noch ehrlicher Fußball, wo Spaß macht. Bei der WM wurde
uns ein 1:0 mit einem Stürmer in der Spitze als taktische Meisterleitung verkauft. Es gab zwar auch keinen „überirdisch“ herausragenden Spieler,
trotzdem wurde ein Podolski wie auch ein Zidane wohl eher aus
medienpolitischen Gründen gekürt. Es gab wirklich bessere. Die Brasilianer
waren eigentlich auch noch nicht mal dabei. Von daher war die WM spielerisch
kein Erfolg.

Endlich ist auch die Diskussion um Kahn und Lehmann vorbei. Natürlich haben
die vielen Sponsoren auch ihre Argumente gehabt, so dass Kahn auf der Bank
gesessen hat und das ziemlich leise. Dafür wurde er mit dem letzen Spiel
belohnt. War diese Diskussion überhaupt sinnvoll?

Jubeltechnisch haben wir Deutschen uns dem Wetter angepasst. Da hauen wir
kurz, dank dem Fußballgott, Costa Rica 4:2 aus dem Stadion und ganz
Deutschland meckert über die Abwehr. Selbstverständlich auch über Arne
Friedrich. Eigentlich war er ja nur das Haar in der Suppe für die
Medienvertreter. Egal - Manuel Friedrich wäre sowieso viel besser und als
objektiver Werder-Fan kann ich nur sagen: Mit Owomoyela wären wir
Weltmeister geworden...bestimmt! . Aber das Meckern war schon aufgrund
unserer deutschen Mentalität in Ordnung, denn es war auch noch nicht die
Sonne da... aber dann ging es los: Die Sonne schien und eine südliche
Mentalität „Public Viewing“ wurde plötzlich der Begriff für die neue
deutsche Gastfreundschaft. In vielen armen südländischen Ländern hat nicht
jeder Haushalt einen 104cm-Flachbildschirm. Dort trifft man sich in den
Kneipen und auf der Straße, aber wir Deutsche können es nur besser
organisieren und somit haben wir (oder war es Joseph Blatter) das Kind
getauft: „Public Viewing“.

Es wird auch nicht lange dauern, da wird sich die FIFA den Begriff „Public
Viewing“ als Marke eintragen und Nutella wird trotzdem damit werben. Uns
Fußballfans wird es egal sein. Nur irgendwann wird die FIFA den Bogen
überspannen. Irgendwann ist der Fan nicht mehr dabei. Wir müssen uns nur das
„Ticketing“ – also die Ticketvergabe - anschauen. In den Stadien war nicht
gleiche Stimmung, wie in z.B. Mexico, trotzdem klopfte sich jeder auf die
Schulter. Es gab auch keine Ausschreitungen wie sie im Vorfeld förmlich von
den Luftabwehrraketen an den Himmel geschrieben wurden. Der Schwarzmarkt
existierte trotzdem und jeder Kartenbesitzer hätte sich – wie ich auch – die
Umschreibungsgebühr sparen können. Durch dieses dämliche Verfahren war die
Wahrscheinlichkeit hoch, dass jeder „Hans und Franz“ Karten bekommt, aber
nicht die eigentlichen Fans, die jedes Wochenende für die Stimmung und zur
Beheiterung der VIP-Logen sorgen. Die wahren Fußballfans sorgen für die
Nachfrage auf dem Schwarzmarkt, weil sie auf jeden Preis ins Stadion wollen.
Vielleicht könnte man ja das Angebot erhöhen und den Fans nicht nur 30% der
Karten geben. Wünschenswert ist schon ein Stadion voller Fußballfans... und
zwar solche Fans, die wenigstens den Namen Mertesacker kennen und wissen
dass er bei Werder Bremen spielen will.

Die deutschen Fahnen sind jetzt auch von den Autos und allmählich will man
Klinsmann auch nicht mehr zum Bundeskanzler wählen. Wenn man davon ausgeht,
dass die meisten Deutschen gedacht haben, dass wir in der Gruppenphase
ausscheiden, hatten wir wirklich eine erfolgreiche WM. Aber wenn man genau
hinschaut, dann haben wir weder gegen Argentinien noch gegen Italien nach 90
Minuten das Spiel dominiert. Somit haben wir gegen keinen „großen Gegner“
etwas bewegt und genau darauf kommt es an, wenn man nicht
„Rudi -Vizeweltmeister“ werden will.

Wir haben mit unser „Public Viewing“-Stimmung für eine tolle WM gesorgt, wir
waren mit unser Hilfsbereitschaft, Sicherheit und Ordnungsliebe tolle
Gastgeber und wir haben mit unseren Fußball wenigstens Paroli bieten können.
Die Moderatoren im Fernsehen waren - wie immer - selbstverliebt und
fürchterlich, die sogenannten Experten im TV waren in der Regel arbeitslose
Trainer, wie z.B. der Mann mit den angespitzten Pupillen Christoph Daum oder
der mit der heißen Sonne von Dubai tanzt, mit unserem Ottmar Hitzfeld.
Manchmal hatten die Experten auch einen Job wie z.B. Matthäus bei Red Bull
Irgendwas. Ausnahme in dem Kreis der Oralathleten war Jürgen Klopp, der
allerdings das Pech hatte, das Kerner unterirdische verbale Pässe gespielt
hat. Schade, wenn man sich Carmen Thomas zurück wünschen muss.

Jetzt ist die WM vorbei und man wird die Schulterklopferei von Typen wie
Mayer-Vorfelder noch ein paar Tage erleben. Es wird ungefähr fünfundzwanzig
WM 2006 Bücher geben und schlussendlich werden wir stolz sein, dass es keine
Schlägereien gab, dass keine Spiele manipuliert wurden und auch kein
Doping-Fall bekannt wurde. Es werden uns ein paar Gesprächsthemen mit den
Nachbarn fehlen und wir werden uns vornehmen die Autofahne so zu verpacken,
dass man sie gleich wiederfindet, wenn der Nachbar sie zur
Europameisterschaft 2008 rausholt.

Ich bin nicht euphorisch, aber mir hat die Weltmeisterschaft sehr viel Spaß
gemacht. Ich bin stolz, dass wir bis zum Halbfinale gekommen sind und ich
war froh, dass wir ein Klose, Frings, Lahm und Schneider dabei hatten. Ich
freue mich, dass die Hooligans keine Chance gegen gesunden Patriotismus
haben. Es macht mich glücklich, dass Fußball Deutschland mehr vereint als
eine Politikerin und ich grinse wenn Mayer-Vorfelder im Stadion ausgepfiffen
wird. In meiner Brust schlägt ein Fußball.

Und das ist meine Meinung: Matthias Seidel

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quelle: transfermarkt.de

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